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Die Brände in unserer Ortschaft im Jahre 1914 (Auszug aus der Schul-Chronik)
Das denkwürdige Jahr 1914, das uns den Weltkrieg brachte, verdient in der Geschichte unserer Ortschaft noch aus anderem Grunde
ein Merkblatt.
Am 13. Juni morgens 2 Uhr brannte Scheune und Wohnhaus des Kötners Rieckmann ab.
Am 15. August mittaqs um 12 Uhr stand der am Nordrande des Dorfes gelegene alte Schafstall des Hofbesitzers Fr. Wilkens in
Flammen. Das Gebäude barg den größten Teil der Roggenernte seines Besitzers. Durch Flugfeuer wurden dann nacheinander das
Simonsche, Wilkensche und P. Brunsche Wohnhaus entzündet. Auf dem Wilkenschen Hofe gingen sämtliche 6 Gebäude in Flammen
auf. Auf dem Simonschen Besitztum beschränkte sich das Feuer auf das Wohnhaus, während auf dem gegenüberliegenden (P.Bruns)
Gehöfte auch Scheune und Schuppen, beides sehr alte Gebäude, verbrannten.
Von den 10 eingeäscherten Gebäuden waren 9 mit Stroh gedeckt. Den verzweifelten Bemühungen der Ortsfeuerwehr sowie auch der
zur Hilfe vollzählig erschienenen nachbarlichen Wehren gelang es, ein weiteres Umsichgreifen des entfesselten Elementes zu
verhindern. Besonders bedroht waren die strohgedeckten Wohnhäuser von G. Bruns und P. Maack.
Die Ursache beider Brände ist nicht aufgeklärt worden. In bei den Fällen war das Feuer in den Erntevorräten entstanden. Da in den
Nachbarorten ebenfalls mehrere Brände unter ähnlichen Umständen stattfanden, war man geneigt, die Schuld der Brandstiftung
systematisch arbeitenden Feinden unseres Vaterlandes zuzuschreiben, denen es darum zu tun war, unsere Vorräte an Korn zu
vernichten.
Zeitungsauszug:
Lübberstedt, 16. August 1914. (Großfeuer)
Wie schon kurz mitgeteilt, ist unsere Ortschaft am Sonnabend von einem großen Feuer heimgesucht worden. Ein auf dem Felde
arbeitender Knecht bemerkte kurz vor 12 Uhr, daß aus einem früheren Schafstall, jetzigen Getreidespeicher des Hofbesitzers Fritz
Wilkens Flammen schlugen. Das brennende Gebäude lag etwas abseits vom Wohnhause und war von hohen Eichen umstanden.
Während die Feuerwehr und andere hilfsbereite Einwohner mit dem Schutze des Wilkenschen Hauses beschäftigt waren, setzte
Flugfeuer das entfernter gelegene Wohnhaus der Frau Hofbesitzer Simon in Brand. Da das Wilkensche Wohnhaus durch die Eichen
des Gehöftes zunächst vor dem Flugfeuer geschützt war, wandte man sich der Löschung des Feuers auf dem Simonschen Gehöfte
und dem Schutze der stark bedrohten Carl Peperschen Gebäude zu. Aber auch das letztere Gehöft wurde von den Flammen ergriffen,
und als auf dem Wilkenschen Hofe die Blätter der Eichen trocken geworden waren, teilte sich dort das Feuer auch dem Wohnhause
und den übrigen Gebäuden mit. Insgesamt sind abgebrannt auf dem Wilkenschen Gehöft 5 Gebäude, auf dem Simonschen Gehöft
das Wohnhaus, von den Peperschen Gebäuden das Wohnhaus und zwei Scheunen. Alle Gebäude bis auf ein Schweinehaus hatten
Strohdach. Große Mengen von Erntevorräten (Heu, Roggen, Hafer) sind mit verbrannt, auch viel Hausgerät, Wagen und
landwirtschaftliche Maschinen. Im Simonschen Hause wohnte der kürzlich abgebrannte Gemeindevorsteher Rieckmann, der damit in
wenigen Monaten zweimal vom Feuer betroffen ist. Allgemein ist die Annahme verbreitet, daß das Feuer durch Brandstiftung
entstanden ist.