Lübberstedt (Lüneburger Heide) | Hans-Otto Bartels|
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Verkehr - hier Artikel zu folgenden Themen
Unser Dorf bekommt Tempo-30-
Zonen
Der Rat unserer Gemeinde hatte im Jahr 2018
beschlossen, die Nebenstraßen unserer beiden
Ortsteile grundsätzlich mit Tempo-30-Zonen auszustatten.
Voraussetzung dafür war allerdings, dass alle Eingangsstraßen mit
einem Ortsschild versehen sind. Grund genug für die Gemeinde, bei
der Gelegenheit ebenfalls die plattdeutsche Aussprache des
Ortsnamens auf den neuen Schilder abzubilden.
Im April 2019 war es dann so weit: die neuen Orts- und Tempo-30-
Schilder wurden aufgestellt. Bleibt also jetzt zu hoffen, dass sich alle
Bürger, Lieferdienste und Gäste an die neue Tempobegrenzung
halten.
Wie die Autobahn (A 7) gebaut wurde
(Quelle: Auszug / Originaltext aus der Schulchronik)
Das wichtigste Ereignis dieser Zeit war gewiß der Bau
der Autobahn Hamburg – Hannover, den die Kinder in
allen Abschnitten verfolgen konnten.
Bei Schulwanderungen waren uns schon immer die verlassen an
einsamen Wald- oder Feldwegen stehenden Brücken und die
Brückenpfeiler an der Egestorfer Straße aufgefallen. Das waren die
Zeugen einer vor dem II. Weltkrieg begonnenen und dann im Stich
gelassenen unvollendeten Arbeit.
07.09.1955. Seit 1938 in der Linienführung schon festgelegt und
durch zahlreiche Brücken und Waldschneisen bereits in die
Landschaft eingeschnitten, soll im Laufe der nächsten 3 Jahre die
neue Autobahn die Hafenstadt Hamburg mit der niedersächsischen
Landeshauptstadt Hannover verbinden. Sie zweigt zwischen
Maschen und Hittfeld von der Autobahn Hamburg – Bremen ab und
stößt zunächst in südlicher Richtung vor. Das ist die Stelle, an der
später die Autobahn-Auf- und Abfahrt Egestorf angelegt wurde. Die
alten Buchen mit ihrem mächtigen Wurzelwerk mußten fallen,
gewaltige Findlinge beseitigt werden. Tagelang waren die
Detonationen, die von den Sprengungen herrührten, im Dorfe zu
hören.
Das ganze Bauvorhaben ist eingeteilt worden, die einzelnen Arbeiten
wurden getrennt nach „Erdlosen“, „Decklosen“, Brücken und
Durchlässen vergeben.
Erdlos 1 war die Strecke von Thieshope bis Garlstorf = 7 km,
Erdlos 2 reichte von Garlstorf bis Egestorf = 5,5 km und
Erdlos 3 von Egestorf bis Bispingen.
Man bediente sich der modernsten technischen Hilfsmittel, um die
umfangreichen Erd- und Tiefbauarbeiten termingerecht zu erledigen.
Der bei den ersten Vorbereitungen zum Bau der Autobahn vor 17
Jahren abgehobene Boden muß erneut um- und zurückgesetzt
werden, da die Bahn verbreitert wird. Aus diesem Grunde müssen
auch angefangene Brücken verändert werden. Hatte man damals
das Baufeld von Waldbestand und sonstigem Bewuchs freigemacht,
so hat sich in der Zwischenzeit durch Selbstbesamung und Anflug auf
dem größten Teil der Baustrecke wieder gemischter Baum- bzw.
Waldbestand mit teilweise über armdicken Stämmen gebildet.
Dank der weitgehenden Technisierung gehen heute die Arbeiten mit
wesentlich weniger menschlichen Hilfskräften beträchtlich schneller
vorwärts als damals.
Die Kinder haben Gelegenheit zu beobachten, wie sich die
stählernen Greifer der gefräßigen Bagger in den Boden wühlen.
Kettenfahrzeuge und gummibereifte Transportmaschinen sind in
dauerndem Einsatz. Ganze Berge werden versetzt, mächtige Dämme
in Talkesseln aufgeschüttet.
21.10.1956. Bis ins Dorf hinein dringt seit Monaten der Arbeitslärm
der zahlreichen Maschinen. Die Tagesleistung bei der
Bodenbewegung beträgt 4500 m³. In einer schmucken Baracke in der
Nähe des alten Friedhofes in Egestorf ist die Bauleitung
untergebracht. Es werden ungefähr 30 Techniker im Innen- und
Außendienst beschäftigt.
02.01.1957. Beim neuzeitlichen Tiefbau gibt es keinen Stillstand
mehr durch Frost. So gehen trotz Schnee und Eis die Bauarbeiten an
der Autobahn weiter. Mächtige Schürfkübelraupen ungeahnter
Pferdestärken schieben einfach den gefrorenen Boden ab und legen
die darunter befindliche freinkrümelige Erdschicht frei, die dann von
großen Lastkraftwagen abgefahren wird. In Tag- und Nachtschichten
wird gearbeitet.
Zu Beginn des neuen Jahres haben sich die Bagger und Raupen
schon bis auf 300 m an die Straße Egestorf – Lübberstedt
herangewühlt. Besonders interessant ist die Herstellung der
Betondecke. Zwei riesige Vermörtelungsmaschinen werden zunächst
eingesetzt, die den Untergrund mit Teer vermörteln und auf diese
Weise stabilisieren und frostsicher machen.
An der Autobahnbrücke zwischen Garlstorf und Nindorf ist eine
riesige Beton-Fabrikations-Anlage entstanden. Diese Anlage arbeitet
vollautomatisch. Von einer Schaltstelle aus, die wie ein
Eisenbahnstellwerk funktioniert, werden die Kiessorten aus den 5
Silos in den benötigten und berechneten Mengen auf die Waagen
ausgelassen. Von den Waagen
laufen die Mischungen auf
einem Förderband zu einem
Vorratssilo. Unter dem richtigen
Zusatz von Wasser und Zement
entsteht hier ein Betonbrei.
Lastwagen bringen diese
„Speisung“ zur Baustelle.
Die Betonbahn besteht aus
einer 15 cm starken Unterlage,
auf der die 7 cm starke
Oberbeton-Verschleißschicht
liegt. Den Schwanz der
„rollenden Baustelle“ bilden
Sonnendächer von 150 m
Länge und schließlich ein Schutzteppich aus Jute, unter dem die neue
Straße genau 28 Tage „abbinden“ muß, bevor sie fahrbar ist. Täglich
werden 500 – 600 m Fahrbahn gegossen und 1000 m³ Beton für den
Bau der Fahnbahndecke benötigt.
Während die Erd- und Betonierungsarbeiten noch in vollem Gange
sind, bemüht sich die Bauleitung, auch die zahlreichen Parkplätze an
beiden Seiten der Autobahn termingerecht fertig zu stellen.
Außerdem sind die Landschaftsgärtner am Werk. Sie sorgen dafür,
daß Technik und Natur nicht als feindliche Brüder nebeneinander
erscheinen, wenn der mächtige Verkehr durch die Heide brausen
wird. Den Bau der Autobahnbrücke an der Straße Egestorf –
Lübberstedt können wir ebenfalls bis zur Fertigstellung verfolgen.
Juni 1958. Die Autobahnstrecke bis Egestorf ist so gut wie fertig.
Fugen werden nur noch mit Teer ausgegossen und kleine
Unebenheiten mit einer Art Hobel beseitigt. Seit Sonntag, dem
29.06.1958 kann man von Hamburg bis zur Abfahrt Egestorf –
Lübberstedt auf der Autobahn durchfahren.
23.09.1958. Mit Fahnen, Girlanden, Wappen und
Willkommensgrüßen ist die neue Autobahnstrecke zwischen Horster
Dreieck und Berkhof bei Hannover an den Auffahrten geschmückt,
als Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm heute die Autobahn
Hamburg – Hannover dem Verkehr übergibt.
Die neue Autobahnstrecke ist rund 100 km lang und erforderte einen
Kostenaufwand von 180 Millionen DM.
Sie wurde auf den Namen „Heide-Autobahn“ getauft, weil sie sich in
sanften Kurven und Steigungen durch die Lüneburger Heide
schlängelt. Sie ist durch 12 Ab- und Auffahrten mit dem sie
umgebenden Verkehrsnetz verbunden und verfügt über zahlreiche
Park- und Rastplätze, für die landschaftlich besonders reizvolle
Gegenden ausgewählt wurden.
Für das Verhalten auf der Autobahn hat die Verkehrspolizei neue
Leitsätze herausgegeben. Darin heißt es u.a. „Die Autobahnen sind
dem Kraftverkehr vorbehalten. Ihre Benutzung ist an eine
Mindestgeschwindigkeit von 40 km in der Stunde gebunden. Mopeds
und andere Kraftfahrzeuge, die nicht schneller als 40 km in der
Stunde fahren können, dürfen die Autobahn daher nicht benutzen.
Die Beachtung der Wildwechsel-Zeichen wird den Kraftfahrern
besonders ans Herz gelegt. Das Halten auf der Fahrbahn der
Autobahn ist nicht erlaubt. Wer eine Pause machen will, muß einen
gekennzeichneten Parkplatz benutzen.“
18.11.1958. Kaum ist die neue Strecke dem Verkehr übergeben, so
wird von einem großen Wildsterben auf der Autobahn berichtet.
Täglich finden Revierförster auf der Fahrbahn die Überreste
zermalmter Tierkörper. Darüber hinaus hört man immer wieder von
Unfällen, die durch das Zusammenprallen von Fahrzeugen mit Wild
verursacht wurden.
1959. Der Verkehr auf der Autobahn nimmt immer mehr zu.
Besonders an den Feiertagen reißt die Kolonne der über die
Egestorfer Brücke dahin rasenden Autos nicht ab.
Pfingsten 1960. Gewaltig ist der Verkehr auf der Autobahn. Die
Bundeswehr hat 4 Hubschrauber bereitgestellt, die von Bispingen als
Operationsbasis aus an der Autobahn eingesetzt werden können.
Drei der Hubschrauber sind Kranken-Transportmaschinen, einvierter
ist zur ständigen Überwachung des Verkehrs bestimmt und fliegt
ständig an der Autobahn entlang. Wir können die Maschine während
der Feiertage bei ihren Kontrollflügen beobachten.
Unsere Gegend ist eine
von der Natur reich
gesegnete. Neben vielen
landschaftlichen
Schönheiten, wie sie sich
in der Pracht unserer
herrlichen Buchen- und
Tannenwaldungen, den reizenden Abwechslungen von Berg und Tal,
den idyllischen an silberklaren Bächen gelegenen Wiesen, dem Auge
darbieten, ist auch der Boden ein ziemlich fruchtbarer und bringt
reiche Erträge an Getreide, Kartoffeln, Rüben etc. hervor. Nur war es
bislang immer zu bedauern, daß unsere heimischen Produkte
wegen der Abgelegenheit unserer Ortschaft sehr schwer zu
verwerten waren und andererseits jegliche Importartikel als Kalk,
künstliche Dünge- und Futtermittel, Kohlen etc. sehr durch den
Transport verteuert wurden.
Da wurde es denn mit Freude begrüßt, daß in den 90er Jahren (des
vorigen Jahrhunderts) ein
Projekt auftauchte zum Bau
einer Kleinbahn in unserem
Kreise. Leider gelangte
dasselbe damals nicht zur
Ausführung wegen der
Uneinigkeit der einzelnen
Ortschaften, die am liebsten
sämtlich von der Bahn
berührt sein wollten. So verzögerte sich die gute Sache bis zum
Jahre 1904, in welchem endlich beschlossen wurde, das Projekt
einer normalspurigen Kleinbahn Winsen - Evendorf zur Ausführung
zu bringen.
Für die allgemeine Richtung der Kleinbahn war die Rücksicht
maßgebend, daß sie möglichst viele Ortschaften berühren und
ferner die Verlängerung über die beiden Endpunkte hinaus
ermöglichen sollte.
Die Vorarbeiten wurden von der Firma Lenz angefertigt. Die weitere
Bearbeitung des Entwurfes erfolgte durch das Kleinbahnbureau des
Landesdirektoriums in
Hannover.
Die Baukosten ohne
Grunderwerb waren
veranschlagt zu 1.200.000
M. oder 38700 M pro km.
Von dieser Bausumme
haben der Staat, die Provinz und der Kreis je 1/3tel = 400.000 M
übernommen. Die beiden ersten erhalten eine Vorzugsdividende bis
zu 2 ½ %, ferner muß der zum Bahnbau erforderliche Grund und
Boden von den einzelnen Gemeinden dem Unternehmen kostenlos
zur Verfügung gestellt werden.
Nachdem das Planfeststellungsverfahren in kurzer Zeit erledigt und
auch die Bauerlaubnis von den meisten Grundbesitzern sofort und
von nur sehr wenigen nach weiteren Verhandlungen erteilt war,
wurde mit dem Bau begonnen am 13. März 1905. Die Oberleitung
hatte Herr Landesbaurat Sprengell, Hannover. Die örtliche
Bauleitung war dem Ingenieur Herrn Warnecke übertragen. Der
kleinste Krümmungshalbmesser auf freier Strecke wurde zu 300 m
festgesetzt, und als stärkste Steigung musste mit Rücksicht auf den
welligen Charakters des
Bahngeländes 1 : 60 gewählt
werden.
Das Schienengewicht beträgt
rund 25 kg pro lfd. m., der
Oberbau ist so stark
konstruiert worden, daß die
Wagen der Staatsbahn ohne Weiteres auf die Kleinbahn übergehen
können.
Da der Winter 1905/06 ein gelinder war und infolgedessen die
Arbeiten nicht vollständig eingestellt zu werden brauchten, so
wurden die Arbeiten programmmäßig gefördert, so daß nach der
verhältnismäßig kurzen Bauzeit von 16 Monaten im Monat Juli 1906
die Bahn dem Betrieb übergeben werden konnte.
Die 31 km lange Bahn erhielt folgende Anhaltepunkte: Winsen,
Luhdorf, Pattensen, Wulfsen, Toppenstedt, Garlstorf, Gödenstorf, -
Oelstorf, Salzhausen-Eyendorf, Lübberstedt und Egestorf-Evendorf.
Anmerkung:
Die Verhandlungen
gestalteten sich
namentlich in unserer
Gemeinde sehr schwierig
und erschien eine gütige
Auseinandersetzung
lange Zeit in Frage
gestellt. Da wegen der
Berge, die Lübberstedt im Norden und Süden umgeben, die Bahn
nicht anders als mitten durch das Dorf zu führen war, gingen
wertvolle Ländereien verloren oder wurden zerschnitten.
Der Bahnhof war anfänglich vom Osterfeld-Wege an Stelle der
sogenannten "Schafwasch" geplant, wurde aber später durch das
Betreiben einiger einsichtiger Gemeindemitglieder mitten in die
Ortschaft verlegt in G. Bruns Wiese, die dadurch ihrem Besitzer
allerdings verloren ging. Für die Hierherlegung des Bahnhofes zahlte
die Gemeinde zu den Kosten der größeren Bodenbewegung eine
Beihilfe von 3000 M an die Bauverwaltung
Der Eisenbahn-Bau 1905 / 1906
Der nachstehende Text ist der Lübberstedter Schul-Chronik
entnommen
Ein Auszug aus der Schulchronik (18. Juli 1957):
Seit einigen Tagen verkehrt auf der Strecke Winsen – Hützel ein
neuer Großraum-Triebwagen der OHE; er löste den Dampfzug ab.
108 Fahrgästen bietet er bequeme Sitzplätze und erfreut durch viel
Licht und Helligkeit im Innern. Der Führerstand ist vom übrigen Teil
des Wagens getrennt. Die Sitzplätze sind mit Kunstleder gepolstert,
für die Innenverkleidung wurde ein neuartiger Werkstoff verwendet;
die großen Fenster bieten eine herrliche Aussicht nach allen Seiten.
2 luftgekühlte Motoren von je 220 PS sind eingebaut. Täglich können
die Kinder den sauberen modernen Triebwagen hinter der Schule
vorbeifahren sehen.
Auch die Dampflok tritt bei der OHE immer mehr in den
Hintergrund. Seit einiger Zeit beobachten wird, wie eine nagelneue
Diesellok die langen, schweren Öltankzüge zieht. Diese Maschine
hat ein Gewicht von 62 t, ist mit einem 800 PS-Motor ausgerüstet
und besitzt eine Zugkraft von 700 t.
100-Jahr-Feier der OHE im Jahre 2006
Die Samtgemeinde
Salzhausen hat im Juni
2006 den 100. Geburtstag
der Kleinbahn Winsen -
Hützel gefeiert.
An diesem Tag verkehren
etliche historische Züge
zwischen den an der Bahnstrecke liegenden Gemeinden. So konnte
man mit dem Triebwagen zwischen den einzelnen Stationen pendeln,
wie auch mit dem besonders urigen “Ameisen-Bär”. Die Attraktion
war jedoch diese Dampflok, die sowohl fahrend, als auch aus der
Nähe auf dem Bahnhof in Salzhausen zu bestaunen war.